|
Es kam natürlich, wie es kommen musste.....
Wir hatten bereits in früheren Jahren Hunde gehabt. So waren ein
Cocker Spaniel,
ein Mischling und eine Samojeden-Hündin schon bei uns gewesen. Die
Erfahrung im Umgang mit Vierbeiner war daher durchaus gegeben. So
stand auch für uns fest: "Erst mal gucken..."
Doch beim Anblick dieses Welpileins schmolzen wir wie Butter in der
Sonne dahin.
So zog Kira bei uns ein.....
Zunächst waren es ganz zaghafte tapsige Schrittchen, die unser neues
Familienmitglied machte. Aber schon bald hielt unser "Neuzugang" die
ganze Familie auf Trab.
Erst später sollten wir erfahren, was die kleine Kira schon
durchgemacht hat.
Kira kam auf einem Bauernhof zur Welt, und wurde 11 Wochen
lang in einer Wurfbox gehalten, ohne jemals Tageslicht gesehen zu
haben. Laute Geräusche sowie der Anblick eines Besens versetzten
dieses kleine Geschöpf in panische Angst. Während der Säugephase
erlitt die Mutter unserer Kira eine fiebrige Infektion. Der auf dem
Bauernhof tätige Tierarzt hat die säugende Hündin kurzerhand mit
einem Antibiotikum "versorgt". Leider gelangten Wirkstoffe dieses
Mittels über die Milch in die kleinen Welpen, und zerstörten hier
die Immunsysteme.
Kira litt von Anfang an unter Durchfallattacken. Mal mehr mal
weniger.
Unsere damalige Tierärztin meinte: "Das wird sich schon geben.
Versuchen wir es mal mit einer kleinen Spritze. Dann wird das bald
wieder." Zunächst zeigte das Präparat auch gute Wirkung, doch schon
nach wenigen Tagen stellte sich die Problematik wieder ein. So
gingen wir noch voller Hoffnung alle 3-4 Wochen zur Tierärztin, und
ließen erneut das Präparat spritzen, bzw. gaben ein Futtercocktail
aus Reis, Hühnchen und Hütten-Käse.
Im Juni (Kira war nun schon
1/2-Jahr alt) wollten wir mit Kira in den Urlaub an die Ostsee
fahren. 2 Tage vor unserer Abreise wurde der Durchfall wieder ganz
stark. Da unsere Tierärztin zu dem Zeitpunkt selbst schon im Urlaub
war, mussten wir die Tierklinik aufsuchen.
Hier angekommen eröffneten uns die Ärzte, dass der Hund schon fast
tot sei. Kira müsse sofort stationär aufgenommen und an den Tropf
gelegt werden.
Uns wurde ganz anders zumute.
Nach 2 Tagen durften
wir Kira wieder aus der Klinik abholen. Was die genaue Ursache sei,
konnte man uns noch nicht sagen, da noch nicht alle Laborberichte
zurückgekommen seine. Wir sollten aber ruhig in den Urlaub fahren,
müssten aber damit rechnen ohne Kira zurückzukommen.
(Tierärzte
können sooooo brutal sein...)
Der Sommer-Urlaub 2005 sollte für uns alle eine Qual werden.
Unsere Kleine bekam am ersten Tag nach dem Klinikaufenthalt 4 mal 1
kl. Teelöffel Nassfutter (Hill's). Am 2. Tag dann 4 mal 2 kl. Teelöffel...
zusätzlich gab es noch tägl. eine Kanüle voll Aufbaunahrung sowie einen
Klecks Ernergy-Paste.
Kira war logischerweise ständig auf der Suche nach nach fressbarem.
Wir dagegen suchten ständig die Umgebung ab, ob nicht irgend etwas
herumlag was unserer Kleinen schaden könnte.
Kira wog zu dem Zeitpunkt ganze 6 Kilogramm...
Telefonate mit der
Tierklinik nach neuen Erkenntnissen waren ergebnislos.
Nach 1 1/2 Wochen "Urlaub" freuten wir uns darüber, dass die
grausame Therapie anscheinend Früchte trug. Doch noch vor unserer
Abreise kam die nächste Durchfallattacke.....
Kaum zuhause angekommen, fuhren wir wieder zur Tierklinik. Hier
gab man uns ein Mittel zur Entwurmung, da nur noch ein
Parasitenbefall in Frage kommen konnte.......
Völlig verzweifelt und mit leiser Wut im Bauch fuhren wir mit
unserem kleinen Geschöpf wieder nach Hause. Kira wollte doch
nur leben!!! Ihr unbändiger Lebenswille sowie ihre permanente
freudige aufgeweckte Lebensart richteten uns immer wieder auf, und
ließen uns weiter hoffen.
Wir bekamen einen Tipp aus der Nachbarschaft, dass im nahe
gelegenen Ort Emsdetten ein super Tierarzt (Michael
Greshake) seine Praxis hätte. Also fuhren wir kurzerhand mit
unserem "Wuff" zu Ihm. Dort angekommen erklärten wir ihm, er möchte
bitte alles versuchen, was in seinen Kräften steht; uns aber nicht
anschließend mit einer Wurmkur nach Hause schicken. Ein ehrliches:
"Ich weiß nicht mehr weiter." ist mir allemal lieber, als nach einer
horrenden Kinikrechnung ein Mittel gegen Würmer zu bekommen.
Also fing die ganze Diagnostik wieder von vorne an. Schnell
stellte Dr. Greshake fest, dass der Darm schwer entzündet war, und
sogar die Lunge in Mitleidenschaft gezogen war. Die nun eingesetzten
Mittel zeigten sehr rasch Wirkung. Der Durchfall ließ nach, und Kira
nahm innerhalb von 2 Monaten fast 3 Kilogramm zu. Langsam kam der
Glaube an Heilung zu uns zurück. Aber, wir waren noch nicht über den
Berg....
Im September 2005 zogen wir nach Vechta, hier haben wir ein
großes Haus und einen sehr großen Garten. Kira war überglücklich,
soviel Freiraum zu bekommen. Ein Rasen auf dem man richtig toben
kann, ein Zaun an dem man "Streife" laufen kann.
Dazu ein Frauchen, welches sich den ganzen Tag um den Vierbeiner
kümmern kann.
Doch plötzlich war der Durchfall wieder da.......
Nun gingen wir mit Kira zu Tierarzt Nr. 4....
Auch Frau Dr. Stuckert-Spiegel in Vechta hat sich als hervorragende
Tierärztin erwiesen.
Kurzerhand wurde mit dem überaus kooperativen Herrn Greshake
telefoniert, Diagnosen ausgetauscht und eine Therapie gesucht.
Zwischenzeitlich stellten sich bei Kira weitere Symptome ein. Kira
bekam überall am Körper Hautausschläge in Form von erbsengroßen
Pickeln. Das Fell fiel an diesen Stellen aus, und nach einigen Tagen
verschorften diese Pickel und das Fell wuchs wieder nach. Zeitgleich
bildeten sich blutige Einsackungen an den vorderen Ellbogengelenken.
Erst durch die Betrachtung aller Symptome kam Frau Stuckert-Spiegel
darauf, dass bei Kira eine Fehlbesiedelung des Darmes vorlag. Es
wurde zuviel Eiweiß produziert und in den Darm abgesondert. Dies
hatte dann Durchfälle zur Folge. Nachdem auch eine Blutprobe in
einem Labor entsprechend getestet wurde, stand die Therapie fest.
Wir geben nun im täglichen Wechsel 1 1/2 Tab. Predisnolon sowie 1/2
Tab Azathioprin. Zusätzlich geben wir noch täglich 1 Tab
Lactobazillus, um die Darmflora wieder anzuregen.
Mit diesem "Medikamenten-Cocktail" lebt unsere Kira erst richtig
auf. Im Februar 2006 kann Kira nun stattliche 13,5 Kg geballte
Lebensenergie in unseren Tag bringen. Sie ist derzeit hyperaktiv,
hütet ihre Bälle und alles was nicht wegfliegt wie eine Große. Und
damit stellt sich bereits das nächste Problem ein.....
Da wir uns fast ausschließlich um das Überleben unserer Kira
gekümmert haben, hat eine Ausbildung natürlich nie stattgefunden. Betüdelt und verhätschelt wird unsere Kleine mittlerweile recht
aufmüpfig.
Also musste eine Hundeschule her. Zwar waren wir ab der 13. Woche
mit Kira in einer Welpengruppe, hier wurde jedoch nur Wert auf die
Sozialisierung gelegt. Eine Ausbildung sollte erst im Alter von ca.
6 Monaten mit gesunden Welpen stattfinden.....
Im November 2005 kamen wir zum
Hundesportverein Lohne. Hier sind ganz liebe und nette
Trainer/innen behilflich aus kleinen "Nervensägen" richtige Hunde zu
machen. Seit Ende November sind
die Durchfälle gestoppt. (Hurra!!!!)
Zwar hat sich mittlerweile herausgestellt das Kira an einem
"nervösen" Magen-Darm-Trakt leidet, der jede Aufregung gleich mit
Durchfall quittiert. Sobald Kira im Winter Schnee frisst, was viele
Hunde liebend gern beim Tollen im Schnee tun, bekommt Sie eine
kleine Gastritis. Unsere Tierärztin spricht dann immer von einer
Schnee-Gastritis, die bei Kira sofort medikamentös behandelt werden
muss. Gewichtsmäßig hat Kira bis heute weiter zugelegt.
So wiegt unser Wirbelwind nun 14,9 Kg.
Dennoch gab es in der letzten Woche eine bittere Pille zu schlucken.
Bei der letzten Röntgenuntersuchung hat unsere Tierärztin
festgestellt, dass Kira's Herz und Luftröhre stark vergrößert sind.
Die Lebenserwartung unserer Kira schrumpft damit um etliche Jahre.
Damit wir dennoch schöne Jahre miteinander verbringen können, muss
unsere Kira künftig belastungsfrei leben.
D.h. Teilnahmen an Agility-Wettkämpfen sind und bleiben für immer
ausgeschlossen.
Aber was macht man mit einem Border Collie, der sich nicht mehr
auspowern darf?
Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Jegliches Training in
abgeschwächter Form ist erlaubt.
So übt nun Alex, unsere Trainerin vom Hundesportverein, mit uns und
Kira im Einzeltraining, aus der "wilden Hummel" eine First Lady zu
machen. Wir werden nach erfolgreicher Grundausbildung mit leichtem
Agility-Grundtraining anfangen. Wenn die Vorbereitungen dann
Turnierreife erreichen, werden wir uns aus der Gruppe ausklinken,
und in unserem Garten weitermachen. Bis dahin allerdings haben wir
noch einen weiten Weg vor uns......
Anmerkung: Lange Zeit
habe ich nichts mehr zu Kira's Geschichte geschrieben, aber als
unsere Kleine am 10.10.2008 über die Regenbogenbrücke gegangen ist
habe ich ihr zuvor noch versprochen die Geschichte zu Ende zu
schreiben.
... dieser gestaltete sich aber von
Monat zu Monat einfacher als anfänglich gedacht. Die Erkrankungen
des Darmes, das defekte Immunsystem, Herz- und Lungenschwäche
bekamen wir mit den Medikamenten relativ gut in den Griff.
Immer wieder gab es aufregende Momente, die bei Kira stets
"durchschlagende" Wirkung zeigten, aber mit jedem Monat den Kira
älter wurde, wurde unsere Fellnase auch ausgeglichener und ruhiger.
Die Aktivitäten verlagerten sich mehr und mehr in den häuslichen
Bereich. Kira entpuppte sich als wahre Haushaltshilfe.
Mehr zufällig fand Frauchen heraus, dass Kira liebend gern
Naturjoghurt aufschleckte. Da unser Hund ja niemals verwöhnt wurde,
sondern nur harte Arbeit kannte, musste sich unser Fellknäuel den
Joghurt natürlich verdienen. Also, wenn Frauchen und Herrchen mit
dem Frühstück fertig waren bekam Kira die Joghurtbecher zur
"Restentleerung" übereignet. Nachdem die Becher regelrecht
ausgespült waren, mussten diese natürlich auch entsorgt
werden. Da Frauchen immer irgendetwas in die Kiste an der
Küchenschranktür steckte, probierte Kira auch ihr Können.
Tada, Kira konnte Joghurtbecher sortieren!! Natürlich sagt nun
jede/r Leser/in: "Was ist da so besonderes dran?"
Seien Sie ´beruhigt, es war nur der Anfang einer
Sortierleidenschaft.
Papier ist nicht gleich Papier.
Die Morgenzeitung "schmeckt" anders als die Fernsehzeitung.
Also kommen die auch nicht in eine gemeinsame Tonne.
Alte Pappkartons sind toll, besonders wenn die Pappstücke größer als
der "Transporter" sind.
So hat man (Hund) richtig zu tun, bis die durch das Haus in die
Garage bugsiert sind.
Aber nicht genug, Wasserflaschen aus dem ALDI knistern ganz toll,
wenn darauf herumgebissen wird.
Cola-Flaschen hingegen, stecken bei uns im Haus immer in der roten
Kiste.
Also wurden auch Kunststoffflaschen sortiert.
Da Kira kein Bier mag, war es nicht schwer das sortieren von
Glasflaschen zu unterbinden.
(Zu schnell hätte sie sich dabei verletzen können...)
Gesundheitlich hatten wir relativ "geringe" Probleme. Den Durchfall
hatten wir "im Griff", aber Kira lies keine
Infektionskrankheit aus. War irgendwo ein Hauch einer Virusinfektion
in der Luft, war unsere Kleine stets die erste die mit den Symptomen
der Tierärztin vorgestellt werden musste. (Nebenher hat sich eine
wunderbare Freundschaft zu unserer Tierärztin gebildet.)
Im Dezember 2005 kam bei uns zudem der
Wunsch auf, für Kira noch einen Spielkameraden zu suchen. Nach
langer Suche haben wir über "Border-Collie in Not" einen geeigneten
Kandidaten in der Nähe von Frankfurt gefunden.
"Sir-Henry" kam aus Griechenland, und sollte eine Mixtur aus Setter
und Border-Collie sein, der total lieb uns verträglich mit allen
Hunden sei. Nach etlichen Telefonaten mit der Pflegestelle, hatten
wir uns entschlossen den "Herrn" mal zu begutachten.
Am Silvestertag 2005 war es soweit, wir saßen zu dritt im Auto und
fuhren in Richtung Süden. Nach ca. 3 Stunden Fahrzeit kamen wir bei "Sir
Henry" an. Da unsere Kira niemals Scheu zu anderen Hunden kannte,
wurde der junge Herr kurz eintaxiert und zum Spielen aufgefordert.
"Sir Henry" zeigte hier noch einen eher abwartenden Eindruck, aber
er ließ nach kurzer Zeit unsere Kleine an sich rankommen.
Nach einem netten Gespräch mit der Pflegefamilie fuhren wir spätnachmittags mit 2
Hunden im Auto wieder heimwärts. Während der eingelegten Fahrpausen
verhielten sich bei Hunde absolut ruhig. Das änderte sich aber
schlagartig, als wir gegen 20:00 Uhr daheim angekommen mit beiden
Wuffis ins Haus gehen wollten.
Unsere Kira macht hier ganz deutlich klar: "Das hier ist mein Haus
und das sind meine Leute. Hier hast Du nichts zu suchen!!"
"Sir Henry" zunächst stark beeindruckt von unserer Kira wollte aber
um keinen Preis der Welt nachgeben. Er hatte wohl begriffen, dass
wenn er hier nachgeben würde, er niemals ins Haus dürfte.
Es folgte eine der wildesten Beißereien, die wir in unserem
"Hundeleben" mitgemacht haben.
Also wurden die 2 separiert.... Unser Haus ist aber eigentlich nicht
zum separieren geeignet. Die Silvesternacht verbrachte ich daraufhin
mit "Sir Henry" in der Küche, während meine Frau mit Kira im
Wohnzimmer blieb.
Am Neujahrsmorgen haben wir dann noch einmal eine Annäherung
versucht. Ergebnis: 2 völlig gestresste Hunde. "Sir Henry" bekam
dabei einen mittelschweren Ratscher an der Schulter. Also rief ich
am Neujahrstag 2006 gegen Mittag bei der Pflegefamilie an, und wir
verabredeten uns am späten Nachmittag zur Rückgabe von "Sir Henry".
Nachdem ich am Neujahrsabend recht müde wieder zuhause angekommen
war, stand für Frauchen und mich fest: "Einen 2. Hund neben Kira
wird es nicht geben!" Aber, es
kommt immer anders als man/frau denkt.
Kaum 2 Wochen später meldete sich der Tierschutzverein Diepholz mit
der Bitte bei uns einen 8 Monate "alten" Boder-Collie in Pflege zu
geben. Noch zu gut an den vor kurzem vergeblich gestarteten Versuch
erinnert, wollten wir die Bitte sofort ablehnen.
Aber der Tierschutzverein ließ nicht locker. So kam es, dass wir
Mitte Januar 2006 zum Tierheim nach Dickel fuhren, um uns dort einen
Border-Collie Rüden anzugucken. Beim Anblick dieses sehr
verschmutzen und total unglücklichen Tieres, war uns sofort klar,
dass wir hier helfen mussten. Aber wie???
Erstmal eine Leine an dem Burschen befestigen, und versuchen mit
einem völlig ungestümen Riesenbaby (60 cm Schulterhöhe mit 8
Monaten...) aus dem Auslauf zu kommen. Kira hatten wir vorsorglich mit
Frauchen in sicherer Entfernung postiert.
"Matou" so hieß der Prachtbursche, wollte allerdings nur aus dem
Gehege raus. Alles andere war ihm völlig egal. Der anschließende
Spaziergang dagegen war die reinste Wohltat.
Unser Kira himmelte den großen Kerl an, dass es schon fast peinlich
aussah.
So richtig glauben wollte uns niemand, dass Kira sich derart
dominant im Haus verhalten hatte...
Nachdem die Pfleger im Tierheim mit Engelszungen auf uns einredeten,
wagten wir den Versuch "Matou" mit zu uns nach Hause zu nehmen.
Daheim angekommen, viel uns ein Stein vom Herzen.
"Matou" ließ sich von Kira durch das ganze Haus führen. Wenn er mal
in eine Ecke kam, wo er nicht hin sollte, griff Kira ihm kurzerhand
in den flauschigen Fellkragen und zog ihn vorsichtig weg.
"Matou" schien dabei zu denken: "OK, Du bist hier die Chefin, dafür
darf ich auch ins Wohnzimmer."
Es entstand zwischen unseren Hunden eine wunderbare Verbundenheit.
Wussten wir aber auch, dass "Matou" nur als Pflegehund bei uns
bleiben konnte. Denn im Gegensatz zu Kira war dieses Modell
Border-Colli voll belastbar. Kräftemäßig war er Kira absolut
überlegen. Dies führte dazu, dass unsere Kleine sich zurückgesetzt
fühlte. Außerdem war "Matou" bereits zur Vermittlung auf einen
Bauernhof vorgemerkt wo er am Vieh arbeiten sollte.
So kam es wie vorgesehen. "Matou" der mir sehr ans Herz gewachsen
war, zog nach ungefähr 8 Wochen wieder aus. Er lebt noch heute auf
diesem Hof und macht sich dort als Kälbertreiber nützlich.
Ab nun blieb Kira allein zu haus. Wir
unterstützten fortan den Tierschutzverein, und es kamen immer wieder
mal kurz Fundtiere zu uns, diese gingen aber innerhalb von 2 oder 3
Tagen wieder aus dem Haus.
Bemerkenswert war, wann immer auch Welpen oder Junghunde zu uns
kamen, spielte Kira ohne zu murren die Mama. Ganz Hütehund wurden
die kleinen behütet und umsorgt. Selbst angestammte Plätze wie der
Korb in der Küche wurden den Jüngeren überlassen.
Eines Tages im Früh-Sommer 2006 wurde
Kira's rechte vordere Pfote plötzlich ganz dick. Sie konnte nicht
schmerzfrei auftreten, also gingen wir wieder mal zu unserer
Tierärztin. Diese stellte eine Stichverletzung zwischen den Zehen
fest. Es war ein ca. 2-3 cm tiefer Stichkanal. Aber was hatte sich
da entzündet?
Nun, Kira wurde nach entsprechender Vorbereitung kurz narkotisiert,
und die verletzte Pfote wurde geöffnet.
Was da zum Vorschein kam, wollte auch
unsere Tierärztin zunächst nicht glauben.
Kira hatte sich offensichtlich einen größeren Holzsplitter zwischen
die Zehen gerammt. War dies schon recht schlimm, saß an der Spitze
dieses Splitters auch noch eine kleine Zecke, die sich Kira bei dem
Unfall im wahrsten Sinne des Wortes intramuskulär "verpasst" hatte.
Unsere Tierärztin meinte nur: "Etwas einfaches, normales als
Krankheit würde Kira niemals einfallen."
Zum Glück haben wir stets alle
Impftermine wahrgenommen, so dass hier keine Gefahr einer Ansteckung
mit Borellien bestand. Die Wunde heilte recht schnell ab, und Kira
konnte wieder unbeschwert laufen.
Den Sommerurlaub 2006 verbrachten
wir wieder an der Ostsee, diesmal auf der Insel Fehmarn.
Kira war, wo immer sie auftauchte, sofort der Schwarm aller
Menschen.
Neugierig ging sie auf alles Fremde zu, und versuchte Fremde sofort
zum Spielen zu animieren. Bei Kindern nahm sie sich völlig zurück,
ließ sie sich von ihnen auch willig an der Leine überall mit hin
nehmen.
Beim Urlaubs-Bäcker wartete Kira stets geduldig auf Herrchen, bis
der endlich mit dieser Raschel-Tüte aus dem Laden kam... Wusste sie
doch, dass wir niemals unsere "Princess of Vechta" lange allein
lassen würden.
Wenn Frauchen und
Herrchen mal in ein Restaurant gingen legte Kira sich stets mittig
unter den Tisch.
Oftmals wurde "der Hund" erst beim Weggehen vom
Personal bemerkt. Wenn Kira aber mal im Lokal sofort gesehen wurde,
gab es immer einen großen Napf Wasser. Oft wurde Kira wegen ihrer
ruhigen Art gelobt.
Aber Kira
wäre nicht Kira, wenn da nicht schon das nächste Unheil aufziehen
würde.
Beim Toben mit anderen Hunde rannte Kira im Spät-Herbst 2006 über einen Acker. Wie es
genau passierte ist uns bis heute völlig unklar.
3 Hunde kamen vom Spielen wieder ins Haus. Einer zog eine
Blutstropfenspur hinter sich her.....
Klar, es konnte ja nur Kira sein.... Sie hatte sich das linke Ohr
direkt an der Spitze ca. 3 cm aufgerissen und blutete stark.
Also, schnellstens wieder zur Tierarztpraxis, wo die Wunde zunächst
versorgt und anschließend getackert wurde.
Das Ohr wollte aber nicht so schnell
wieder heilen. Immer wieder fielen die Klammern heraus, und
die Wunde klaffte wieder auf.
Erst ein Tierarzt den wir während eines eingeschobenen Wochenendurlaubs aufsuchen
mussten, machte dem Spuk ein Ende.
Kurzerhand wurde Kira's Ohr auf ihrem Kopf festgenäht. Somit war das
Ohr aus der Gefahrenzone heraus, und auch Schlagen mit dem Kopf
konnte der Verletzung nichts mehr anhaben. Nun heilte auch das Ohr.
Zurück blieb aber eine gespaltene rechte Ohrspitze.
Das gesamte Jahr 2007 verlief größtenteils problemlos. Die Medikamente wurden regelmäßig verabreicht, so dass der Durchfall und andere chronosche Beschwerden im Zaum gehalten wurden. Ich hatte zwischenzeitlich den Vorsitz im Tierschutzverein Diepholz u. Umgebeung übernommen, und gemeinsam mit meiner Frau und Kira halfen wir auf dem Tierschutzhof so gut es eben ging. Da die Bausubstanz des alten Bauernhofes doch sehr altersschwach war, mussten hier viele Reparaturarbeiten durchgeführt werden, diese Arbeiten wurden von mir mit Unterstützung einiger ehrenamtlichen Helfer in unzähligen Arbeitsstunden erledigt.
Anfang 2008 stellten sich bei Kira
Symptome einer "Scheinträchtigkeit" ein. Da ihr Gesundheitszustand
zu diesem Zeitpunkt einigermaßen gefestigt war, wagten wir den
Schritt und ließen Kira kastrieren. Die Narkose sowie die
Wundheilung überstand Kira perfekt. Bereits 3 Wochen nach der OP
tollte Kira wieder umher, als wäre nie etwas gewesen.
Frauchen und Herrchen fuhren
zwischenzeitlich immer mal wieder kurz mit dem Wohnwagen weg. Klar,
dass Kira immer einen Stammplatz im Wagen hatte. Egal wo wir
hinfuhren, Kira war dabei. Für sie war nur wichtig, dass wir uns
immer wieder etwas neues zum Spielen einfallen lassen würden, oder
sie neue Leute kennen lernen durfte. Agility war zwar mal angedacht,
konnte aber wegen immer wiederkehrender verletzungs- oder
gesundheitsbedingter Störungen nie wirklich aufgebaut werden.
Also haben wir uns einen kleinen Parcours im Garten selbst gebaut.
So gab es u. a. Hürden, und Stangen zum springen und darunter her kriechen.
Auch eine Fly-Ballbox stand bei uns im Garten.
Spaziergänge im nahegelegenen Wald
waren tägliche Highlights im Leben unserer Kira. Gab es hier doch
sooo viele Hunde-Bekanntschaften zu pflegen. Das Beste war aber,
dass mitten im Wald auch ein See lag. An manchen Tagen haben
Frauchen oder Herrchen auch zugelassen, dass Kira darin schwimmen
durfte. Hieß es doch auch immer danach "ab in die Wanne, waschen..."
War es doch herrlich, nach einem erfrischenden Bad im See,
anschließend unter dem warmen Wasser in der Wanne abgeduscht zu
werden, und anschließend von Herrchen mit diesem komischen Ding wo
heiße Luft rauskommt getrocknet zu werden.
Aber das Größte waren immer die
Ausfahrten mit dem Wohnwagen. Ob an die Ost- oder Nordsee, ins
Weserbergland oder in den Harz. Hauptsache Kira war dabei. Jedes
Mal, wenn wir in den Wohnwagen gingen um etwas dort hinein zu
bringen, war Kira schon vor uns drin, und wollte uns sagen: "Wir
können los, ich bin schon da!!"
Irgendwann im Mai 2008 hatte Frauchen
plötzlich bemerkt, dass Kira's Kehlkopf zu wachsen begann. Täglich
dicker werdend, meinte aber unsere Tierärztin: "Da ist aber bestimmt
nix schlimmes..."
Nach 2 Wochen, war der Kehlkopf aber so groß wie ein Gänseei....
Eiligst fuhren wir mit Kira nach Oldenburg in die Tierklinik. Dort
musste Kira über Nacht bleiben. Gleich am nächsten Morgen fuhr
Herrchen los, und holte unsere Maus wieder zurück. Die Laborwerte
besagten nur: "Keine Anzeichen auf Krebs..."
Was es aber nun genau war, konnte niemand sagen. Fest stand nur,
dass Kira Schluckbeschwerden hatte, und mitunter nur röchelnd Luft
bekam. Die Schwellung ging unter dem Einsatz von vielen Medikamenten
auch wieder zurück, aber die Untersuchungsnarbe am Hals (ca. 5 cm)
wollte nicht wieder zu wachsen. Im Juli 2008 fuhren wir mit 5
Klammern an Kira's Hals in den Urlaub. Im Harz angekommen, suchten
wir in der 2. Urlaubswoche die dort ansässige Tierärztin auf, um den
Sitz der Klammern kontrollieren zu lassen, bzw. eine neue Klammer
setzen zu lassen.
Diese Ärztin war sehr erschüttert als wir in Stichpunkten Kira's
Lebensgeschichte erzählt hatten.
Sie meinte nur: "Entschuldigung, aber wissen Sie, dass Ihr Hund
keine allzu große Lebenserwartung hat?"
Da wir aber von unserer Tierärztin daheim über den
Gesundheitszustand unserer Kleinen stets unterrichtet wurden, traf
uns diese Nachricht nicht unvorbereitet.
Die OP-Narbe am Hals wollte aber nicht
zuwachsen. Auf einer Länge von ca. 5 mm blieb die Wunde offen, und
es sickerte permanent Wundsekret aus der offenen Stelle heraus.
Täglich hat Frauchen die Wunde gereinigt und versorgt.
Aber komplett zuwachsen wollte die Narbe einfach nicht...
Endlich, Ende September sah es so aus, als wenn wir es doch noch
geschafft hätten. Fast war die OP-Narbe ganz zu. Plötzlich aber fing
Kira an, die Ohren zu reiben. Eine Kontrolle brachte irgend einen
rotbraunen Schmutz zutage. Keine Ahnung was das nun wieder war. Kira
hatte noch nie Schmutz im Ohr gehabt, so dass eine Einwirkung von
Außen eigentlich ausgeschlossen war.
In der ersten Oktoberwoche begannen dann auch die Augen eitrig
Sekret ab zu sondern. Obendrein veränderte sich die Kopf- und
Gesichtsform rapide. Am Montag, den 06.10.2008 waren wir bei unserer
Tierärztin. Sie musste uns sagen, dass jetzt auch Ihr Wissen am Ende
wäre, und Sie nicht mehr weiter käme. Einzig ein Anruf bei einer
befreundeten Tierklinik sollte evtl. noch Aufschluss darüber geben,
ob Kira noch irgendwie behandelt werden könnte.
Am Freitag, den 10.10.2008 war es dann ganz schlimm. Beim letzten Besuch
in der
Tierarztpraxis hatte unsere Kira schon extreme Schmerzen. Sie hielt
den Kopf in einer seltsam abgewinkelten Stellung und konnte weder
fressen noch mit den Zähnen etwas festhalten... Der Moment von dem wir immer wussten, dass er irgendwann mal kommen würde, war plötzlich gekommen.... Wir vereinbarten mit
der Tierärztin, dass sie zu uns nach Hause kommen sollte...
Gegen 18:00 Uhr kam dann wie verabredet unserer Tierärztin zu uns. Wir wollten unserer Kleinen geliebten Maus den Abschied
von dieser Welt so angenehm wie möglich machen. Auf ihrer
Lieblingsdecke liegend hat sie die das Narkosemittel bekommen.
In ihrem letzten Blick lag irgendwie die Bitte gehen zu dürfen. Als
wir ihr gesagt haben: "Du darfst..." ist sie ganz schnell
eingeschlafen. Das Euthanasiemittel hätte Kira aber schon nicht mehr
gebraucht. Sie war schon derart geschwächt gewesen, dass sie bereits
in der Narkose verstarb.
Noch am gleichen Abend fuhren wir mit Kira zum Kleintierkrematorium
nach Badbergen, um Kira einäschern zu lassen. Den Gedanken
an eine Tierkörperbeseitigungsanlage wollten wir gar nicht erst
aufgreifen. So hoffen wir das
unsere Kleine jetzt auf der schönen Wiese am anderen Ende der
Regenbogenbrücke unbeschwert spielen kann.
Und wer weiß, vielleicht sehen wir sie ja dort später einmal wieder.
Wenn auch wir über die Brücke gehen...
Aber bis dahin behalten wir unseren
Wirbel in liebevollen Gedanken, und werden sie nie vergessen.
zurück |